Moin!
Ich denke, das Hauptproblem von Opels Biedermann-Image liegt nicht in der mangelnden Qualität der 90er. Ein später Golf II war auch nie klapperfrei, die MB W124 und W210 gammelten auch ganz gerne, usw. Das Problem liegt für mich eher in einer teils verfehlten Modellpolitik und mieser PR.
Ein Benz steht für Qualität, ein VW/Audi für gute Diesel – nur was macht Opel besonders??? Ende der 80er/Anfang der 90er hatten sie wenigstens eine stark betonte Umweltkomponente (cw-Weltrekorde Omega A bzw. Calibra) – und heute? Den Diesel-Trend völlig verpennt, keine gehobene Mittelklasse mehr und auch sonst kein emotionales aber dennoch alltagstaugliches Auto (wie einst den Calibra). Das einzige, was diesbezüglich hoffen lässt, sind die biederen Familienkutschen vom Schlage eines Zafira oder Meriva.
Damit wird man aber das Image nicht auf Dauer aufbessern. Dabei hat’s der V.A.G.-Konzern doch vorgemacht: Man darf ruhig langweilige Autos bauen (VW ist ja sogar so frech und bewirbt derzeit die Langeweile Ihrer Produkte). So gab’s vom Audi 100 noch den sportlicheren 200, in die kleinen VWs wurde neben lahmen 54-PS-Dieseln einfach mal ein Modell mit G-Lader angeboten (auch wenn die nicht für die Ewigkeit gemacht waren) bzw. einfach mal ein 6ender in den Golf gepackt.
Sicher haben sie damit nicht wirklich Geld verdient, aber es waren auch recht geringe Entwicklungskosten und das Topmodell strahlte auf die Massenmobile ab („Juchu, der „große Bruder“ meines verranzten Golfs hat 174 PS. – Mein Auto MUSS einfach gut sein…“)
Das hat Opel (na, gut: abgesehen von vielleicht dem GSi 16V oder dem Vectra 2000) versäumt. (Den Omega 3000 zähle ich jetzt mal nicht dazu. Auch wenn ich persönlich ihn absolut kultig finde, frage ich mich ob seinerzeit die „Kriegsbemalung“ wirklich was in der geh. Mittelklasse zu suchen hatte.) Der Versuch, mit dem Astra Coupé ein entsprechendes Auto anzubieten, scheiterte eigentlich nur an der unterirdischen PR. Eigentlich war das ein richtig gutes Auto (nach obigem Strickmuster) – nur leider kannte es keiner. Ich selbst wurde gefragt, warum ich denn Opel-Felgen auf meinem Auto hätte. Auf meine verdutzte Antwort, weil die irgendein freundlicher Mechaniker im Werk dranmontiert hätte, erntete ich nur fragende Blicke. „Wie? DAS ist ein Opel??“
Ich denke auch nicht, dass sich das Image mittelfristig großartig ändern wird. Oberste Priorität sollte für Opel erstmal sein, verlorene Kunden zurückzugewinnen. Das geht nur mit zuverlässigen, ausgereuften – aber eben auch langweiligen – Autos. Astra H und Vectra/Signum stehen da nach meiner Meinung auf gar keiner so schlechten Basis. (Problem beim Vectra C ist halt nur die Optik bzw. beim Signum die PR: geiles Konzept, nur keiner kriegt was davon mit…) Das ganze noch mit den OPC (noch so’n Pflegefall: Sind die pleite oder nicht, ist das eine GmbH oder doch nur die Motorsportabteilung???) abgerundet und schon passt’s…
Was Opel jedoch meiner Meinung nach nicht braucht, sind Lifestyle-Mobile à la Speedster oder dem neuen GT. Frei nach dem Motto: Oh ja, wir können auch begehrenswerte Autos bauen… Denen fehlt’s einfach an Alltagtauglichkeit. Denn wer kauft eigentlich Opel?
Genau all die langweiligen Leute, wie du und ich, die Wert auf eine angemessene Gegenleistung fürs sauer verdiente Geld legen. Leute, die sich den Spaß durchaus was kosten lassen, aber eben nicht bereit sind, lediglich für einen albernen Dreizack oder eine Niere einen 4stelligen Betrag extra hinzulegen, um letztendlich doch nur ein ähnliches Produkt zu kaufen. Die allerdings auch nicht so pragmatisch sind, dass sie im fernöstlichen Einheitsbrei untergehen wollen.
Insofern sind auch nicht die Opel-Prolls mit ihren orange-matt-gerollten aufgepimpten Astra-Fs das Problem. Die gibt’s bei VW, BMW, usw. auch oder auch unter der Japan-Fraktion (ich sag nur „The fast and the furious…) Das Problem ist, dass unsere Autos derzeit eben nicht für sozialen Status oder besondere Emotion stehen…
Aber was soll’s? Mir ist das schnuppe! Ich fahre Opel, weil ich weiß, dass die Konkurrenz auch nicht deutlich besser ist. OK – vielleicht geht öfter mal was kaputt, aber dafür ist mein Auto – generell gesehen - auch deutlich günstiger in der Anschaffung und auch in der Werkstatt. Und ich fahre Opel, weil es für mich die schönste Art ist, um deutlich zu machen, was man von der (selbst ernannten) Premium-Marke aus Wolfsburg hält…
Gruß,
Markus