• #1

    Jeden Dezember das gleiche Theater: Weihnachten steht vor der Tür!
    Ja meine Güte, warum lässt man es nicht einfach mal stehen, tut so, als
    wär nix gewesen? Sonst lässt man doch auch nicht jeden Arsch rein. Die
    Zeugen Jehovas, Kai Pflaume mit seinem Fickelwohnwagen - da macht man
    erst gar nicht auf, strullt aus dem Schlafzimmerfenster oder ruft die
    Polizei. Aber kaum klopft der runkelnasige Fettsack von Weihnachtsmann
    mit seiner Elch- Sackkarre an die Pforte, machen wir einfach jeden
    Scheiß mit!


    Lichterketten um die Klobrille, Tannenzapfen in die
    Unterhose, Zimt in den Doppelkorn - sind wir denn bescheuert? Wir
    fressen Mini- Schokolade in Fliegenpilzförmchen aus hässlichen
    überteuerten Adventskalendern, anstatt uns eine anständige Tafel in den
    Hals zu schieben. Wir schmücken zum Advent vertrocknete
    Beerdigungskränze und zünden andächtig jede Woche ein Kerzelein an,
    obwohl wir auch einfach das Licht anschalten könnten.


    Wir saufen
    ausgekochte Restrotweinplörre mit Zucker und Miracoli-Gewürzmischung,
    bis uns die Rübe platzt, wo wir uns doch bloß ein Tässchen Brennspiritus
    mit Süßstoff warm machen und den Kopf in einen Betonmischer halten
    müssten. Das macht nicht wirklich Sinn. Andererseits ist es aber auch
    einfach schön romantisch, und besser man kotzt Domino- als Gallensteine.



    Trotzdem kann einem diese ganze Vorweihnachtszeit ganz schön
    auf die Nüsse gehen. Wenn täglich auf irgendeiner Alm zum Fest gejodelt
    wird, alle TV-Knuddelzombies aus ihren Showgräbern steigen und die
    schmalzfluten vorgetäuschter Herzlichkeit über die Ufer treten, dann
    weiß man, dass Weihnachten naht. Eine Zeit, in der man nach dem
    Fernsehen das Gefühl hat, dringend duschen zu müssen.


    Dann wird
    wieder gegrinst und gemenschelt, bis dem Zuschauer die falsche
    Sentimentalsuppe aus den Ohren quaddelt. Plötzlich erinnern wir uns alle
    daran, dass man anderen ja auch helfen kann, anstatt sie zu bescheißen
    oder einfach zu ignorieren.


    Aber zum Glück vergessen wir das
    auch schnell wieder. Denn auch wenn mal kurzzeitig das Christkindl über
    unsere Köpfe flattert und für ein paar Tage unsere Fürze nach Nelken
    riechen - im Herzen bleiben wir ja doch alle die gleichen Idioten wie
    immer. So was nennt man Beständigkeit. Darauf einen doppelten Glühwein
    mit Sahne und frohe Weihnachten!"



    Oliver Kalkofe

  • #4

    Wirklich genial geschrieben. Ich ziehe meinen Hut!


    Und einfach wahr. Die pure, unverblümte Wahrheit, die endlich mal gesagt werden musste.


    Wenns hier nen "Gefällt mir" Button gäbe, würd ich ihn klicken...
    :respekt: :ok: :respekt: :ok: :respekt: :ok: :respekt: :ok: :respekt: :ok: :respekt: :ok: :respekt:

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