Ein junger Prinz beschließt, Abenteuer zu suchen und einen Drachen zu
töten.
Er kauft sich ein Schwert und eine Rüstung und macht sich auf den
Weg.
In der Höhle des Drachen angekommen, sieht er sich gerade um, als er
plötzlich etwas auf seiner Schulter spürt. Er dreht sich herum und
vor ihm steht ein RIESIGER Drache, der einen Finger auf seine Schulter
gelegt hat.
Der Drache fragt den Prinzen: "Hallo! Was machst denn Du hier?"
Prinz: "Äh - häm - also ...."
Drache: "Immer das gleiche mit den jungen Rittern. Gib's zu, du
wolltest mich töten!"
"Naja - also - ja ..."
"Hör zu, das ist nicht das erste Mal. Die dummen Jünglinge kommen an
und meinen, wir Drachen wären so doof, dass man uns einfach so abmurksen
Ich mache Dir einen Vorschlag: wenn Du versprichst, Weisheit zu suchen,
lasse ich Dich am Leben. Du hast von jetzt an ein Jahr Zeit, mir eine
Frage zu beantworten. Wenn mich die Antwort zufrieden stellt, bekommst Du die
Hälfte meines Drachenschatzes, ansonsten fresse ich Dich auf."
"Hm - bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig ..."
"Genau. Ach ja, und komm nicht auf die Idee, abzuhauen und nie wieder
zu kommen - ich finde Dich!"
"Na gut - und wie lautet die Frage ?"
"Die Frage lautet: Was ist Frauen wirklich wichtig?"
Daheim angekommen, befragte der Prinz jede Frau im Schloss, was ihr
wichtig sei, von der Königin bis zur einfachsten Magd. Er bekam viele
Antworten wie "Schönheit", "Reichtum", "Macht", "Einen lieben Mann ...".
Aber zu jeder Antwort gab es auch viele Frauen, die das für völlig falsch hielten.
Er war schon am Verzweifeln, bis ihm jemand den Vorschlag machte, die
alte weise Hexe im Sumpf zu befragen, die einige Tagesreisen weit weg
wohnte. Als er bei der Hexe ankam, schilderte er ihr sein Problem. Diese
meinte, die Antwort zu kennen. Sie würde sie ihm sagen; aber nur um den
Preis, dass er sie heiraten würde.
Da bekam der Prinz einen Riesenschreck, denn die Hexe war die
hässlichste Frau, die er jemals gesehen hatte: ein Buckel,
die Beine unterschiedlich lang, eine große Warze auf der Nase;
sie roch fürchterlich, und ihre Stimme war ein ekelhaftes Gekrächze.
Nach einiger Zeit beschloss er jedoch, dass dies gegenüber dem
Drachen das geringere Übel sei und versprach, die Hexe zu heiraten,
wenn der Drache die Antwort akzeptieren würde.
Daraufhin gab sie ihm ihre Antwort:
"Was sich jede Frau wünscht ist, über die Dinge, die sie persönlich
betreffen, selbst bestimmen zu können".
Der Drache akzeptierte die Antwort und überließ dem Prinzen einen
Teil seines Schatzes.
Fröhlich ritt der Prinz nach Hause, bis er wieder an die alte Hexe
dachte. Da er jedoch ein Prinz war, bleib ihm nichts übrig, als sein
Versprechen einzuhalten, und die Hochzeit wurde angesetzt.
Das war ein trauriges Fest!!!
Die Hexe sah nicht nur furchtbar aus und stank; sie hatte auch die
schlechtesten Manieren, rülpste, furzte und beleidigte die Gäste. Die
einen bemitleideten den Prinzen, die anderen machten sich über ihn
lustig, aber jeder fand schnell eine Entschuldigung, sich verabschieden zu
müssen, so dass am frühen Abend die Feier zu Ende war.
Danach verabschiedete sich die Braut ins Schlafzimmer, nicht ohne dem
Prinzen mitzuteilen, dass sie sich auf das, was jetzt kommen sollte,
besonders freuen würde.
Der arme Prinz überlegte sehr, ob der Drache nicht doch das kleinere
Übel gewesen wäre.
Wie staunte er jedoch, als er das Schlafzimmer betrat und die
schönste Frau im Bett lag, die er jemals gesehen hatte! Diese duftete
angenehm, hatte eine schöne Stimme und erklärte ihm, dass sie sehr wohl
die Hexe sei, aber als Hexe auch die Fähigkeit hätte, ihr Aussehen zu
verändern, und dass sie beschlossen hätte, ihn für das gehaltene Versprechen zu
belohnen.
Sie wäre zukünftig am Tag die alte Hexe und in der Nacht die junge
schöne Frau - oder auch genau andersherum, am Tag schön und in der Nacht
die Hexe. Der Prinz könne sich heraussuchen, was ihm lieber wäre.
Der Prinz überlegte lange, was besser wäre - tagsüber eine schöne
Frau, um die ihn alle beneiden würden, aber schreckliche Nächte, oder
tagsüber das Gespött eines jeden zu sein und dafür die Nächte genießen zu können.
Wie hat er sich wohl entschieden?
NICHT WEITERLESEN! ÜBERLEGE ZUERST:
WAS WÄRE DEINE WAHL GEWESEN?
Der Prinz erinnerte sich an die Frage des Drachen und antwortete
schließlich, dass sie dies selbst bestimmen solle. Daraufhin freute
sich die Hexe und meinte, dass der Prinz damit erst wirklich seine
Weisheit bewiesen habe und sie als Belohnung nun immer die schöne
Gestalt tragen würde.
Und was ist die Moral dieser Geschichte?
Es ist ganz egal, ob eine Frau schön ist oder hässlich - im inneren
bleibt sie doch immer eine Hexe.